Sie haben noch nie einen Sémillon getrunken? Vermutlich eher schon, wahrscheinlich aber ohne es zu wissen.
Denn Sémillon wird in Europa kaum reinsortig ausgebaut und erscheint deshalb auch selten auf dem Weinetikett.
Die qualitativ hochstehende Weissweinsorte, auch bekannt unter den Namen Blanc Doux, Chevrier, Greengrape (Südafrika) oder Hunter River Riesling (Australien) stammt aus Südwestfrankreich, aus der Region von Bordeaux, wo sie mindestens seit 1700 verbreitet ist. Auch heute liegt ihr Hauptanbaugebiet in Frankreich, vor allem im Bordelais, wo sie aber stark rückläufig ist.
Der Sémillon ist eine starkwüchsige Sorte, die rigoros zurückgeschnitten werden muss, wenn sie Qualität erbringen soll. Ihre grossen, dünnhäutigen Beeren, die bei Reife intensiv Goldgelb werden, ja, fast ins Rosa spielen und zarte Muskatnoten aufweisen, sind sehr anfällig für Fäulnis – was in diesem besonderen Fall auch ein Vorteil ist: Als wichtigster Bestandteil der grossartigen edelsüssen Weine aus Sauternes und Barsac verleiht der Sémillon, der gerne von Botrytis cinerea (Edelfäule) befallen wird, diesen Süssweinen nämlich ihr ganz besonderes Etwas. Der Sémillon wird selten reinsortig ausgebaut, da es ihm an Säure mangelt. Dafür liefert er Extrakt, Alkohol, Langlebigkeit und mit zunehmender Reife eine fantastische Komplexität. Meistens wird er mit Sauvignon Blanc verschnitten, mit dem er übrigens genetisch eng verwandt ist.
Er wächst vor allem in Bordeaux, mit Vorliebe auf der sogenannten Rive gauche, dem linken Ufer der Garonne. Traditionsgemäss spielt er in trockenen Weissweinen aus dem Bordelais eine (wichtige) Nebenrolle und lässt seinem Partner Sauvignon Blanc vornehm den Vortritt. Oder teilt sich mit ihm die Anteile in der Assemblage, so wie etwa im berühmten weissen Château Haut-Brion, wo er über 50% der Cuvée ausmacht. Bei den famosen Süssweinen aus Sauternes oder Barsac dominiert er dagegen oft mit rund 80% die Assemblage. So auch im Kultwein Château d’Yquem, der Weinliebhaber auf der ganzen Welt zum Träumen bringt…