Sangiovese ist die meistangebaute Rebsorte Italiens, die 10% der Gesamtrebfläche des Landes umfasst. Hauptsächlich in Mittel- und Süditalien verbreitet, gilt sie als symbolträchtige Rebsorte ihrer Ursprungsregion, der Toskana.
Sangiovese ist für ihre kräftigen und strukturreichen Weine mit Aromen nach Sauerkirsche, getrockneten Kräutern, Veilchen und Gewürzen berühmt. Sie kann jedoch auch leichtere Rotweine und fruchtige Rosés ergeben. Aufgrund ihrer langjährigen Tradition im Land ist sie unter verschiedenen Namen wie Morellino, Prugnolo Gentile oder Brunello bekannt, was den Konsumenten zuweilen auch etwas verwirren kann.
Überwiegend mit italienischen Rebbergen assoziiert, wird der Sangiovese ebenfalls in anderen Weinbauregionen der Welt, insbesondere in Korsika (wo er Nielluccio genannt wird), in Kalifornien, Australien und Argentinien angepflanzt.
Beim Anbau erweist sich die Sangiovesetraube als eher anspruchsvoll: Sie treibt früh aus und unterliegt daher dem Risiko, von Frühlingsfrösten häufig betroffen zu werden. Die Reifung tritt jedoch erst später ein, und macht somit die Wahl von gut exponierten Lagen sowie gut dränierten Böden zur Erreichung einer optimalen Traubenreife entscheidend. Die Sangiovese-Rebe hat beispielsweise eine Vorliebe für kalk- und schieferhaltige Böden und erträgt grosse Hitze schlecht: Es ist daher wichtig, eine Umgebung auszusuchen, die über eine zwar fortwährende, aber mässige Wasserzufuhr verfügt.
Der natürlicherweise grosszügige Ertrag lässt den Winzern die Wahl zwischen einem grossen Produktionsvolumen mit fruchtigen, leichteren Weinen oder eher einer mässigen Produktionsmenge. Dabei wird der Ertrag sorgfältig kontrolliert und sortiert, um Beeren von optimaler Reife und Konzentration zu erhalten. Unter idealen Bedingungen angebaut und von hingebungsvollen Winzern bewirtschaftet, ergibt der Sangiovese kräftige Weine der Spitzenqualität mit ausgeprägten Fruchtaromen und ausgesprochen vielversprechendem Alterungspotential.
Hier einige prestigeträchtige Sangiovese Ursprungsbezeichnungen: Brunello di Montalcino, Chianti Classico, Vino Nobile di Montepulciano, Morellino di Scansano. Die Rebsorte ist ebenfalls Teil der Assemblagen der «Super Toskaner» - diese in Toskana erzeugten Weine haben neben internationalen Rebsorten, wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Syrah, längst Weltruhm erlangt.
Der traditionelle Ausbau der Sangiovese-Trauben erfolgt durch langanhaltende Maischegärungen von über einem Monat, oft als Mischsatz mit weissen Trauben, gefolgt von einer Gärung bei hohen Temperaturen, um möglichst viel Materie zu extrahieren. Die Dauer ist heute verkürzt und die Gärungstemperaturen unterliegen umso strengeren Kontrollen, um die Fruchtaromen zu erhalten. Die edlen Sangiovese-Weine reifen oft in neuen Barriques aus französischer Eiche, wodurch sie Struktur gewinnen und sich mit Vanillearomen auszeichnen. Um die Auswirkung des Holzes auf den Wein zu reduzieren und noch elegantere Cuvées zu erzeugen, weichen die kleinen Eichenholzbarriques schrittweise den grossen Holzfässern, und der Anteil von Neuholz ist konstant abnehmend.