Alles über die Rebsorte: Der Chasselas
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Ach, der Ursprung des Chasselas! Es gab viele Theorien darüber. Einige, eher exotische, liessen ihn aus Ägypten oder der Türkei stammen. Andere wiederum behaupteten, er stamme aus dem burgundischen Dorf Chasselas. Zwar verdankt die Rebsorte diesem Ort ihren Namen, doch liegt das daran, dass sie sich von dort aus in Frankreich verbreitete, nachdem sie zuvor aus der Schweiz eingeführt worden war.
Denn wie eine im Jahr 2009 veröffentlichte historisch-genetische Studie zeigt, stammt die Rebsorte tatsächlich (und ganz offensichtlich !) aus dem Genferseegebiet. Auf den Hängen rund um den Genfersee findet sich übrigens auch die grösste Biodiversität dieser Rebsorte, da sie dort über Jahrhunderte hinweg Zeit hatte, sich zu entwickeln, was die Schlussfolgerungen der Studie zusätzlich theoretisch untermauert.
Es ist bekannt, dass der Chasselas seit mindestens 500 Jahren in der Schweiz angebaut wird. Aufgrund seines hohen Alters sind seine Eltern, seine Ursprungsreben, unbekannt und wahrscheinlich ausgestorben. Die Vielzahl an Synonymen, unter denen er bekannt ist, zeugt ebenfalls von seinem Alter, da er in zahlreichen Regionen lokale Namen angenommen hat.
Übrigens kultiviert die landwirtschaftliche Forschungsanstalt Agroscope heute mehr als 300 Klone - oder Mutationen - des Chasselas, darunter Bois Rouge, Chasselas Violet, Giclet, dessen Beeren beim Drücken spritzen, oder Fendant, dessen Beeren … aufplatzen.
Vor allem in der Schweiz. Als wichtigste weisse Rebsorte des Landes nimmt der Chasselas dort fast ein Viertel der gesamten Rebflächen ein! Im Kanton Waadt, seiner Ursprungsregion, bedeckt er rund 60% der Anbauflächen. Oft wird er auf den Etiketten nicht erwähnt und tritt zugunsten von Dörfern, Lagen und Terroirs in den Hintergrund, ganz ähnlich wie im Burgund.
Im Wallis wurde er 1848 unter dem Namen "Fendant", seinem damaligen Übernamen aus dem Waadtland eingeführt und hat sich dort so gut etabliert, dass der Name heute im Vieux-Pays geschützt ist! Es folgten Genf und Neuenburg, wo der Chasselas ebenfalls die erste weisse Rebsorte war, sowie zahlreiche weitere Kantone, allerdings meist nur in kleinen Mengen.
Der Chasselas wird auch in anderen Teilen Europas und weltweit angebaut. In Frankreich ist er im Elsass und an der Loire, wo er früher weit verbreitet war, fast verschwunden. Heutzutage wird er hauptsächlich als Tafeltraube verwendet, was möglicherweise Vorurteile gegenüber seinem Weinbaupotenzial begünstigt haben könnte, denn Trauben, die für die Weinherstellung verwendet werden, kaum jemals als Obst genutzt werden. Der Chasselas ist eine Ausnahme!
Im Ausland stammen die hochwertigsten Vertreter dieser Rebsorte, die anspruchsvolleren Chasselas-Weine, oft aus Weinbergen nahe der Schweizer Grenze, etwa aus der Haute-Savoie auf der gegenüberliegenden Seeseite. Oder unweit von Basel, in Deutschland, wo die Rebsorte unter dem schönen Namen Gutedel bekannt ist, was so viel bedeutet wie „gut und edel“. Chasselas findet man aber auch in Neuseeland, den USA oder in Chile, Länder, in die ihn Schweizer Einwanderer im 19. Jahrhundert gebracht haben sollen.
Der Chasselas neigt zu einer frühen Reife und ist dadurch gut an das Schweizer Alpenklima angepasst. Da jedoch auch sein Austrieb sehr früh erfolgt, reagiert er empfindlich auf Spätfröste im Frühjahr. Zudem zeigt sich die Rebsorte anfällig für verschiedene Krankheiten und verträgt keine Trockenheit. Glücklicherweise ist in unseren Böden Wasser meist in ausreichender Menge vorhanden.
Chasselas ist von Natur aus eine kräftige und ertragreiche Rebsorte. Wird ihr Wuchs nicht gezielt kontrolliert, ergibt sie häufig leichte, schlichte und eher neutrale Weine, was ihrem Ruf zeitweise geschadet haben könnte. In den richtigen Händen und am passenden Ort jedoch entfaltet sie eine beeindruckende Vielseitigkeit und kann aussergewöhnliche Ergebnisse hervorbringen. Denn der Chasselas bringt das Terroir auf einzigartige Weise zum Ausdruck !
Der Chasselas ist eine diskrete, ruhige und zurückhaltende Rebsorte, sehr schweizerisch eben! Jede noch so kleine Variation des Terroirs prägt die Trauben und wirkt sich auf den späteren Wein aus. Er ist also ein faszinierender Botschafter alle jener Unterschiede in Hanglage, Ausrichtung, Bodenarten... Kurzum: All der Faktoren und Parameter, die das Terroir ausmachen und den Wein so spannend machen.
Er kann viele verschiedene Charaktere annehmen und sich mal mineralisch (mit Noten von Feuerstein oder Flint), mal fruchtig (Birne und Apfel, in warmen Jahren auch Pfirsich oder Ananas), mal blumig (Linde, Akazie, Geissblatt) sowie auch buttrig oder briocheartig zeigen. Der Chasselas hat einen niedrigen Alkoholgehalt und wenig Säure, ist geschmeidig und weist bei jungen Weinen oft ein leichtes Prickeln beim Öffnen auf.
Jedes Terroir ist einen Besuch wert, angefangen bei den verschiedenen Weinbaugebieten des Lavaux mit ihren von der UNESCO geschützten Hängen wie Epesses, Saint-Saphorin, Chardonne, Vevey oder Montreux bis hin zu den berühmten Grands Crus von Calamin oder Dézaley.
Auch die Côte steht dem in nichts nach und bietet feine und delikate Weine, sei es in Morges, Nyon, Luins, Féchy, Vinzel oder Mont-sur-Rolle.
Das Chablais hingegen profitiert von der Wärme des Wallis und der Milde des Genfersees und bringt in Villeneuve, Ollon, Aigle oder Yvorne mineralische und kräftige Chasselas-Weine hervor.
Nicht zu vergessen ist der fruchtige und lebhafte Walliser Fendant.
In seiner Jugend ist der Chasselas eine absolut charmante und liebenswerte Rebsorte, leicht zu trinken und erfrischend, passend zu jeder Gelegenheit. Nach einem oder mehreren Jahrzehnten entwickelt er jedoch eigenwillige und faszinierende Aromen, die an Honig, Bienenwachs, geröstetes Brot und Nüsse erinnern und ihn zu einem grossen Meditationswein machen. Unbedingt probieren!
Natürlich passt diese Rebsorte hervorragend zu traditionellen Schweizer Gerichten wie Fondue oder Raclette. Doch wenn Sie einen gereiften Chasselas zu einer Käseplatte mit Alpkäse probieren, werden Sie sehen, wie magisch er wirklich ist!
Eglifilets und Saiblinge sind hervorragende Partner zum Chasselas, doch auch eine exotische Sushiplatte harmoniert perfekt mit den feinen Mineralnoten dieser Rebsorte. Japan ist übrigens eines der wenigen Länder, das sich in unsere edle weisse Rebsorte verliebt hat!